Upcycling-Fashion verdeutlicht: Altes taugt für Neues. Die Modeindustrie bringt damit übrig gebliebenen Textilien die angemessene Wertschätzung entgegen. Ressourcen zu schonen hat schliesslich Stil!
Würde man eine Schüssel gepflückter Erdbeeren einfach wegschmeissen? Niemals – das darf mit strengem Unterton gelesen werden. Fehlt für reife Beeren gerade die Lust, landen sie in einem Kuchenteig, werden zu Konfitüre konserviert oder erfreuen glückliche Nachbarn. Eine gleichermassen absurde Vorstellung: Restmaterialien oder gut erhaltene Kleider dem Mülleimer zu überlassen.
Als nachhaltiges Label erachtet Collectif mon Amour die Wiederverwendung überschüssiger Materialien deshalb als logische Konsequenz. Unsere neueste Upcycling-Kreation? Das Camy-T-Shirt aus altem Bio Baumwoll-Jersey. Durch die Kombination zwei verschiedener Streifenstoffe entstand dabei die im Trend liegende Patchwork-Optik.
Recycling versus Upcycling: Worin liegt der Unterschied?
Unter Recycling versteht man eine Zerlegung in die ursprünglichen Bestandteile, die als Rohstoffe neu zum Einsatz kommen. Ein Handy beispielsweise enthält um die 25 verschiedene Rohstoffe. Darunter Glas, Plastik, Platin, Kupfer, Silizium, Silber und Gold –welche wiederum von Grund auf den Weg zu einem fertigen Produkt durchlaufen. Upcycling hingegen setzt direkt beim Gegebenen als solches an und verwendet dieses weiter. Die Zerlegung in die Bestandteile erübrigt sich. Das spart Ressourcen.
Upcycling-Kollektionen als langfristige Chance
Gemäss einer Studie von McKinsey fallen allein in Europa jährlich 7,5 Millionen Tonnen Textilmüll an. Darin enthalten ist auch Neuware. Es gibt Luxusmarken, die folgten (und folgen!) der Praxis, nicht verkaufte Ware wegzuwerfen oder zu verbrennen – ein Versuch, den Verkaufswert ihrer Produkte zu halten.
Manche Modeakteure gestehen sich den Missstand aber mittlerweile ein und nähern sich nachhaltigen Lösungsansätzen. Nicht zuletzt trieb die Corona-Pandemie den Schritt zur Upcycling-Mode an. Lieferengpässe und lockdown bedingte Arbeitseinschränkungen erschwerten die geplante Herstellung. Dadurch waren viele Labels gezwungen mit vorhandene Materialien zu hantieren. Hinzu verstärkte das kollektive Gefühl von Naturverbundenheit ein Design Manöver im Sinne der Umwelt.
So fertigte das italienische Label Marni für die Saison SS21 25 Mäntel aus Oberteilen vergangener Kollektionen an. Bei Marine Serre gabs Upcycling in Form von Mänteln oder etwa Pullovern und Kreativdirektorin Miuccia Prada liess für Miu Miu in Kollaboration mit Levi's Vintage-Teile unter dem Projektnamen «Upcycled Miu Miu» umgestalten.
Upcycled By Miu Miu in collaboration with Levi’s
«Der Bestand, der heute bereits vorhanden ist, würde reichen, um die Welt wohl die nächsten zehn Jahre einzukleiden», sagt Tobias Meier des Programms Sustainable Textile Switzerland 2030 gegenüber dem Sonntagsblick. Sich an vorhandenen Kleidern und Restmaterialien zu bedienen, liegt also auf der Hand. Und abgesehen davon: Ist die Rettung von Kleiderleben nicht ein ziemlich befriedigender Gedanke?