Der Tag des Collectif mon Amour-Shootings ist gleichzeitig der Tag, an dem Anna pensioniert wurde. Man sah ihr an, dass sie das auf positive Art und Weise emotional bewegte. Im Gespräch blickte die gebürtige Aargauerin auf ereignisreiche Jahrzehnte zurück. Und stellte klar: «Das Brave und Biedere war nie meins.» Sie ging ihren eigenen Weg und machte eine Lehrausbildung, studierte anschliessend Ethnologie und tourte dann für eine Saison mit einem Zirkus durch die Schweiz: «Ich habe während dieser Zeit viel gelernt und schon damals sehr feministisch und selbstbestimmt gelebt», sagt sie. «Wir wollten die Welt verändern.» Sie begann im Kleinen, probierte verschiedene Wohn- und Lebensformen aus und widmete sich diversen ethnografischen Projekten. Ende der 80er Jahre lernte sie ihren heutigen Partner, einen Künstler, kennen, bereiste mit ihm die Welt und begann rund zehn Jahre später, an einer Primarschule als Lehrerin zu arbeiten. Heute unterrichtet sie Deutsch für Erwachsene und arbeitet mit Menschen aus der ganzen Welt zusammen. «Es bereitet mir grosse Freude, wenn Menschen aus verschiedensten Kulturen und sozialen Schichten das Trennende überwinden und gemeinsam an einem Ziel arbeiten.»